Wederath - Römisches Militärlager
An einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt der römischen Provinz befand sich auf der
Hochebene des Hunsrücks die römische Straßensiedlung Belginum.
Bereits 1995 wurde der Grundriss eines römischen Militärlagers nordwestlich des
vicus Belginum entdeckt.
Mit einer Seitenlänge von 210 auf 148 m umfasst das im Nordhang der Hochebene liegende
Lager eine Fläche von 3 ha.
Befestigt war das Lager durch Wall und Palisade, gegen die Palisade wurde ein Damm
angeschüttet, den wiederum eine leichte Holzkonstruktion stabilisierte.
Dem Schutz und der Entwässerung diente ein 1,2 m breiter Spitzgraben, der das gesamte
Lager umgab.
An Funden konnten nur geringe Mengen Scherben geborgen werden, die Datierung des
Lagers in die Jahrzehnte um die Zeitwende, könnte auf einen Zusammenhang mit dem
zeitgleich unter Augustus vorangetriebenen Straßenbau, der auch den Hunsrück erschloss,
hindeuten.
Nach der Größe des Lagers zu urteilen, könnte eine rund 1000 Mann starke Infantrietruppe,
möglicherweise durch 500 Reiter verstärkt, in dem Lager untergebracht worden sein.
Am Ende eines jeden Tagesmarsches mussten die Soldaten zu ihrem eigenen Schutz ein
Marschlager bauen, das als Unterkunft für eine Nacht oder als Camp für einige Wochen
diente. Da solche gesicherten Nachtlager in feindlichem Umfeld lebensnotwendig waren,
mussten die Soldaten das Schanzen von Gräben immer wieder üben, worüber sie auch
laut ihren Unmut äußerten, wie Tacitus berichtet.
Die kleinste miltärische Einheit der Legion bildete das contubernium, eine Gemeinschaft
von acht Soldaten, die am Anfang zusammen in einem Zelt, später in einer Stube der
Mannschaftsbaracke wohnten, schliefen, gemeinsam die Mahlzeit zubereiteten und auch
nebeneinander kämpften. Ihr schweres Gepäck, Lederzelt, Schanzpfähle und Handmühle
trug ein Maultier, das der Gruppe gehörte.
Aus jeweils zehn solcher Acht-Mann-Gruppen bildete sich die centuria, die mit einer
heutigen Kompanie vergleichbar ist. Die 80 Mann starke Einheit wurde von einem centurio
befehligt Die Centurie bildete die kleinste taktische Einheit der Legion.
Die Kohorte als nächst größere Einheit setzte sich aus sechs Centurien zusammen.
Zu den kämpfenden 480 einfachen Soldaten kamen noch rund 120 Personen an Dienstgraden
und Helfern hinzu. Darunter befanden sich auch die Trompeter, Hornbläser und die
Feldzeichenträger.
Die Legion umfasste zehn solcher Kohorten. Gegen Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr.
wurde die Mannschaftsstärke der 1. Kohorte verdoppelt. Ihr kam ein bevorzugter Platz
im Lager zu und sie war die angesehene Einheit der Legion.
Unter Augustus gehörten zum römische Heer 28 Legionen mit einer Mannschaftsstärke
von je 5000 bis 6000 Mann.
Zweifelols hatte die Anwesenheit des Militärs und der damit verbundenen Versorgungsleistungen
einen großen Einfluss auf die Entwicklung und das Anwachsen der zivilen Siedlung
Belginum/Wederath.
Möglicherweise war das römische Lager Ausgangspunkt für die Gründung der Straßensiedlung.
Ausschlaggebend für die Stationierung einer militärischen Einheit dürfte die Sicherung
des wichtigen Verkehrsknotenpunktes auf der Hochfläche des vicus Belginum gewesen
sein.
[Martin Thoma]