Dill - Mansio



In gerader Linie verläuft nördlich von Dill eine römische Straße in Richtung Kirchberg, dem antiken Dumnissus.
Ein Schnitt durch den Straßendamm zeigt den typischen Aufbau einer römischen Straße. Beiderseits des etwa 6,6 m breiten Straßenkörpers entwässerten Gräben den Straßendamm. Das Straßenfundament bestand aus Quarzitgesteinen. Über der Fundamtierung folgte der mächtige Straßenbelag aus klein geschlagenem Quarzit und Kieselbeimengungen. Durch den gewölbten festgestampften Straßenbelag war eine Entwässerung der Oberfläche gewährleistet war. Der Verschleiß des Deckbelages war sehr hoch und bedurfte eines erheblichen Aufwands beim Straßenunterhalt.
Mit Einführung der römischen Verwaltung an Rhein- und Mosel unter Augustus beginnen Ausbau und die Fortentwicklung eines älteren nicht mehr bekannten Wegenetzes.
Dass die römische Straße, keltischen und noch älteren Wegen folgte, verdeutlichen zahlreiche eisenzeitliche Grabhügeln entlang römischer Straßentrassen. Grabhügelfelder wurden in der Regel in der Nähe prähistorischer Wege angelegt.
Wichtige Fernstraßen an Mittelrhein und Mosel waren die beiden West-Ost Verbindungen von Trier an den Rhein. Eine Straße führte über die Eifel, die andere über die Höhen des Hunsrücks und verkürzte durch Umgehung der Moselbögen den Weg erheblich.
Von den Fernwegen, heutigen Autobahnen vergleichbar, zweigten die Nebenstrecken ab, von diesen führten wiederum zahlreiche kleinere Straßen und Wege zu den Ansiedlungen und Gehöften.
Die Gleisstraße bei Mörsdorf ist Teil einer solchen Nebenstrecke und führt vom heutigen Kloster Engelport hinauf auf die Hunsrückhöhen.
Noch heute sind an einem steilen Anstieg auf etwa 30 m Länge, tiefe Spurrillen im Schieferfels zu erkennen. Die durch Abrieb entstandenen oder auch absichtlich in den Fels gehauenen Rillen ermöglichten das sicherer Befahren der Steilstrecke ohne das schwere Wagen aus der Spur kamen und seitlich abrutschte.
Reisende waren auch in der Antike mit Karten und Reisebüchern ausgestattet. Bekannt ist  mittelalterliche Kopie einer antiken Straßenkarte aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. sie gibt den Streckenverlauf römischer Straßen, die Zwischenstationen und ihre Abstände an.
Die Gesamtlänge des Weges zwischen Bingen am Rhein und Neumagen an der Mosel beträgt nach dem spätrömischen Straßenverzeichnis 34  Leugen, oder 76 km. Eine Strecke die damalige Reisende zu Fuß in drei Tagen zurücklegten.
Der römische Dichter und Gelehrte Ausonius schrieb während
des 4. Jahrhundert n. Chr. auf dem Weg nach Trier seine Reiseeindrücke nieder. ER durchquert die staubtrockene Hochebene bei Kirchberg/Dumnissus und die dunklen und dichten Wälder des Hunsrücks.
Die Mobilität der römischen Bevölkerung war groß, meist waren die Reisenden zu Fuß unterwegs. Die Marschleistung einer Legion betrug etwa 30 km am Tag mit bis zu 40 kg Marschgepäck.
Schweren Lasten wurden Ochsen vorgespannt, Pferde und Maultiere dienten als Reit- und Lasttiere oder zogen Reise- und leichtere Transportwagen.
An der Straße gelegene Hotels - so genannte mansiones, vergleichbar heutigen Motels - dienten als Unterkunft und zum Pferdewechsel.
Meilen- oder Leugensteine säumten in regelmäßigen Abständen zur Orientierung der Reisenden die Hauptstraße. Die runden Steinsäulen von ca. 2 m Höhe und 0,4 m Durchmesser gaben die Entfernung zum nächsten Hauptort an.
Noch heute wirkt in der Sprache  der römische Straßenbau nach, Straße leitet sich vom lateinischen strata ab.  
Zum Schutz der Reisenden gab es entlang der Fernstraßen Stationen mit militärischen Einheiten, die Polizeiaufgaben übernahmen.
Über die römische Straßen gelangten lebende Austern in Fässern über Rhone und Mosel nach Trier.
Die Märkte römischer Städte und Siedlungen wurden mit Olivenöl und Südfrüchte wie Feigen und Granatäpfel aus dem Mittelmeerraum beliefert.
An der heutigen Hunsrück-Höhenstraße die teilweise dem Verlauf der römischen Straße folgt liegt auf einer Hochfläche bei Wederath das antike Belginum.  Die nur wenige Kilometer breite Hochfläche ist nahezu eben und optimal zur Anlage einer Straße geeignet.
Die Zugangsstraßen zu den Siedlungen waren in der Antike von Grabbauten gesäumt. Die Wirkung der Grabstätten wurde durch ihre Position an der Straße gesteigert. Die Toten blieben in Erinnerung der Lebenden.
Die römische Straße führte direkt an den Tempelanlagen vorbei, hier konnten Reisende ihre Opfer als Dank für die gelungene Reise darbringen oder den Schutz für den weiteren Weg erbitten.

[Martin Thoma]